Das Lüneburger Chorfestival
„Lüneburger Chorseptember“
Wir wollen den Chorgesang in Lüneburg fördern! Dazu wollen wir den Menschen aufzeigen, wie vielfältig Chorgesang sein kann, und sie dadurch ermuntern, selber aktiv zu werden. In diesem Sinne haben im September 2018 drei Veranstaltungen stattgefunden:
02. September: LÜNECHÖRE – ein offenes Singen in der Stadt
15. September: MAGNIFICAT – ein sakrales Konzert in der Michaeliskirche
30. September: CANTALUNA – Konzerte, Chordarbietungen und mehr in der Leuphana Universität
Der – wie es die Landeszeitung formulierte – dreigeteilte Chorseptember erforderte zwar einiges an Planungsarbeiten (und wie das so ist, mit Höhen und Tiefen), aber alle drei Veranstaltungstage konnten erfolgreich durchgeführt werden. Dass dies ermöglicht wurde, ist auch der finanziellen Unterstützung durch den Landschaftsverband Lüneburg, durch die Sparkassenstiftung Lüneburg sowie einer Zuwendung aus dem Kulturfonds der Hansestadt Lüneburg zu verdanken.
02. September: LÜNECHÖRE
12 Chöre traten im Zeitraum von 13 bis 18 Uhr auf einer Bühne auf, die an diesem verkaufsoffenen Sonntag auf dem Glockenhof installiert worden war. Im Rückblick lässt sich konstatieren, dass dieser Bühnenstandort glücklich gewählt war: Es war über den ganzen Zeitraum viel Publikum auf dem Platz. Zwar tauschte sich das Publikum immer wieder aus, doch ohne dass die Publikumsbewegung störend gewesen wäre. Ein großer Teil blieb doch über längere Zeiten hinweg „stationär“. Das lag auch an dem Umstand, dass der Wirt des der Bühne gegenüber liegenden Lokals eine gute Bewirtun bot und zudem noch Erhebliches an zusätzlichen Stühlen herbeigeschafft hatte.
Die Stimmung im Publikum war von Anbeginn an gut und steigerte sich sogar noch mit der Zeit. Diese gute Stimmung ist natürlich hauptsächlich den Chören zu verdanken, die mit Freude und Engagement ihre Lieder vortrugen. Die strahlenden Gesichter der Sängerinnen und Sänger nach ihren Beiträgen sprachen Bände – sie hatten ihre Auftritte wirklich genossen! Und so war immer wieder die Frage zu hören: Wann machen wir das wieder?
Das Konzept war aufgegangen: Nicht warten, dass das Publikum zu den Chören kommt, sondern dorthin gehen, wo die Menschen sind. Viele der Zuhörer waren wohl noch nie bei einem Chorkonzert gewesen, von einigen ist das mit Sicherheit bekannt. Werbung für das Chorsingen wollten wir machen, und genau das ist es geworden. Davon konnten sich auch Landrat Manfred Nahrstedt und Oberbürgermeister Ulrich Mädge, der die Schirmherrschaft über das Chorfestival übernommen hatte, bei einem Kurzbesuch überzeugen.
Noch ein weiterer Chor trat in der Stadt auf: Die Selbsthilfegruppen des „Paritätischen“ hatte nachgefragt, ob ein Chor auf ihrer Bühne auftreten könnte. Der Chor „ChornettO“ hatte diese Aufgabe übernommen – und fand einen überwältigenden Anklang. Begeisterte Zuschauer standen dicht gedrängt; man erkennt, dass Chormusik sehr attraktiv sein kann!
Und natürlich: wir hatten Glück mit dem Wetter. Der Wind störte anfänglich, weil die Chormikrofone akustisch „windempfindlich“ waren, aber zum Glück flaute der Wind mit der Zeit ab. Und noch eine Besonderheit soll hier erwähnt werden: In einer Zeit, wo allenthalben die Chöre nach Männern suchen, war es gelungen, ein Männerchorprojekt erfolgreich auf die Bühne zu bringen. 17 Männer sangen mit Begeisterung Rock- und Popsongs.
15. September: MAGNIFICAT
Die Kirche St. Michaelis, eine der drei Hauptkirchen Lüneburgs, war Schauplatz dieses sakralen Konzerts. Die Kirche war im September eine Wandelkirche, ohne Bänke oder Stühle, zur Erinnerung an die Einweihung der Kirche vor 600 Jahren. In dieser Wandelkirche sollte im Konzert dem Wandel der choralen Kirchenmusik nachgegangen werden, von den gregorianischen Gesängen der Mönche, wie sie zur Zeit der Kirchenweihe üblich waren (vorgetragen vom Lüneburger Silcher-Chor), über die Zeit der Klassik bis hin zu Musik, wie sie heutzutage in Kirchen gesungen wird.
Es war geplant, dass das Publikum das Konzert wandelnd erleben sollte, dementsprechend wurde die Aufführungsdauer auf 1 Stunde begrenzt. Allerdings hatten die Zuhörer schnell herausgefunden, dass es Pappkartons gab, die man als Notsitze verwenden konnte, und so saßen die meisten der zahlreichen Besucher denn, in Grüppchen und auch vereinzelt in der Kirche verteilt, in einem Bogen um die Empore zum Altarraum; nur wenige nutzten die Gelegenheit, wandelnd die Akustik des Kirchenraums zu erkunden. Dennoch konnten einige Akzente beim Vortrag gesetzt werden, die den Umstand „Wandelkirche“ nutzten: Die vom Silcher-Chor vorgetragenen Choräle wurden aus der Mitte der Kirche heraus gesungen, und der Artlenburger Chor „Heaven Eleven“ wandelte bei seinem „Glockenkanon“ durch das Kirchenschiff.
Den Hauptteil dieses Konzerts gestaltete ein Projektchor unter Leitung der Kreis-Chorleiterin Monika Grade. Mehr als 60 Sängerinnen und Sänger hatten sich zu diesem Projekt zusammengefunden. Neben Mozarts „Ave verum“ und Bruckners „Locus iste“ bildete die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert den Kern der Vorträge des Projektchors. Der zeitgenössische Chorsatz „God Be In My Head“ von John Rutter leitete dann über zu den neuzeitlichen Liedern, vorgetragen vom Chor „Heaven Eleven“, der von Ann-Katrin Fiedler geleitet wurde.
Nicht nur waren die Zuschauer von diesem Konzert sehr angetan, auch die Mitwirkenden des Projektchors waren absolut begeistert. Es ist zu erwarten, dass ein Folgeprojekt – das mit Sicherheit kommen wird – wieder viele Mitwirkende findet.
30. September: CANTALUNA
Dieser Abschlusstag wurde in Kooperation mit dem Theater Lüneburg und mit der Leuphana Universität gestaltet. Alle Veranstaltungen fanden im Zentralgebäude der Leuphana statt. Sozusagen als Einstimmung in den Tag veranstaltete das Theater um 11:30 Uhr ein Familienkonzert mit dem Titel „Die Gedanken sind frei“. Erstaunlich viele Familien hatten sich eingefunden, um an diesem Konzert teilzunehmen, dessen Thema das deutsche Volkslied war. In einer launigen Spielhandlung wurden einige Volkslieder präsentiert, die dann vom gesamten Publikum mit Unterstützung der Lüneburger Symphoniker gesungen wurden. Hier war das Publikum der Chor! Es war schon bewegend zu erleben, dass das angeblich doch so verpönte Volkslied ein durchaus beachtliches Publikum zum fröhlichen Singen verführen kann!
Der Nachmittag, der unter der Bezeichnung „Chorlife“ firmierte, brachte eine Vielfalt von Aktivitäten, die von Prof. Dr. Michael Ahlers (Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung) betreut wurden. Für diese Aktivitäten wurden das Forum des Hauptgebäudes sowie diverse Räume genutzt. Ab 14 Uhr gab es Angebote zur Stimmbildung und zur Dirigiertechnik, daran schloss sich eine Podiumsdiskussion an zum Thema „Stand des Chorgesangs in der Region Lüneburg“. Hier waren vor allem Mitarbeiter des Theaters Lüneburg eingebunden: Thomas Dorsch und Phillip Barczewski (Dirigiertechnik), Anna Schwemmer (Stimmbildung), Markus Cherouny (Moderation). Das Podium für die Diskussion bildeten Monika Grade (Kreis-Chorleiterin beim KCV Lüneburg), Hanne Klatt (Vorsitzende der Städtischen Cantorei Lüneburg) und Anna Schwemmer (Leiterin diverser Chöre). In die Diskussion eingebunden wurde auch der Präsident des Chorverbands Niedersachsen-Bremen, Ferdinand Emmrich, der die Veranstaltung mit seiner Anwesenheit beehrte. Das Podiumsgespräch landete schnell beim Thema „Warum singen nur noch wenige Männer?“ Bei diesem Thema, sowie bei allen anderen Themen der Diskussion, konnten natürlich keine Lösungen präsentiert werden, jedoch war es schon wertvoll, Ideen zu den diversen Themen auszutauschen.
Die Nachmittagsveranstaltungen trafen durchaus auf Resonanz – das war nicht unbedingt zu erwarten gewesen, angesichts der doch ungewohnten Angebote und Tageszeit. Diese Resonanz gilt insbesondere für die Kurzkonzerte von vier Chören, die sich an die Diskussionsrunde anschlossen. Die Vorträge der Chöre zeigten wieder einmal die große Bandbreite des Chorsingens, ob es nun die beiden Frauenchöre Miss Töne und Femmes Vocales waren, das Vokalensemble Vivace oder aber der gemischte Chor Reppenstedt, ein regelrechter Seniorenchor.
Den fulminanten Abschluss des Tages und des gesamten Chorfestivals bildete dann die Aufführung der „Carmina Burana“ im fast vollständig ausverkauften Libeskind-Auditorium. Knapp 1000 Zuschauer erlebten eine denkwürdige Aufführung, die mit minutenlangen stehenden Ovationen frenetisch gefeiert wurde. Phillip Barczewski, Chordirektor beim Theater Lüneburg, war es innerhalb kurzer Zeit gelungen, mehr als 120 Sängerinnen und Sänger, die sich aus verschiedensten Chören und Richtungen zu diesem Projekt zusammengefunden hatten, zu einer Einheit zu formen, die eine grandiose Leistung darbot. Generalmusikdirektor Thomas Dorsch leitete Chor und Orchester in souveräner Manier und mit viel Engagement in einer Aufführung, die den Mitwirkenden und dem Publikum noch lange in bester Erinnerung bleiben wird. Nach der Aufführung sah man allenthalben strahlende Gesichter, vor allem bei den Mitwirkenden dieses ehrgeizigen Chorprojekts, mit dem das Chorfestival einen überaus würdigen Abschluss feierte.
Insgesamt lässt sich konstatieren: der „Lüneburger Chorseptember“ hat den Aufwand absolut gerechtfertigt! Neue Konzepte wurden ausgetestet, die Kontakte zwischen den Chören wurden deutlich verbessert, und die Veranstaltung machte Lust, auch weiterhin Ungewohntes zu präsentieren. In den Folgejahren werden wir nicht alles in gleicher Weise wiederholen, sondern wir werden weiterhin kreativ sein. Und was hier wichtig war, wird auch weiterhin gepflegt werden: Solche Veranstaltungen werden alle Chöre des Landkreises Lüneburg einbeziehen. Der KCV Lüneburg sieht sich hier als „verbindende Klammer“, die die Kontakte zwischen den Chören intensivieren will und wird.
Allen Beteiligten an Planung, Vorbereitung und Umsetzung ein herzliches „Danke schön“!
Wir danken den Förderern des Chorfestivals:
Gefördert durch den Lüneburgischen Landschaftsverband aus Mitteln zur regionalen Kulturförderung
Ferner danken wir für Unterstützung: